Works 00-06

Die Grundlagen der Photographie sind durch die großen Photographen des letzten Jahrhunderts gelegt und werden von mir nicht neu erfunden. Mein Bezug zur Photographie ist klar definiert: Ich gehöre nicht in die Gruppe der Photospezialisten, die sich ihr Leben lang einem Motiv widmen, sondern zu denen, die unentwegt der Inspiration des Augenblicks auf der Spur zu sein scheinen.
Meine Bilder atmen den Geist von Freiheit und ewiger Suche.

Bekannte künstlerische Positionen von großen Photographen wie Man Ray (Akt/Kunst) oder Andre Kertesz (neues Sehen), aber mehr noch die Vertreter einer
spontaneren Photographie wie Martin Munkacsi (Momentphotographie) oder Brassai (Alltag), dienen mir als Vorbilder. Doch genauso können auch jüngere genannt werden: Andreas Feininger ("Spiegelung des Lebens"), Will McBride (Bildgeschichten), Ralph Gibson (Reduktion) und Peter Lindbergh.

Seit den siebziger Jahren beschäftige ich mich mit Bildender Kunst. Das Studium der Malerei, Bildhauerei und Drucktechnik an der HdK in Berlin erschloss mir,
dem damals noch jungen Photographen, die große Welt der Kunst. Abarbeitung an Van Gogh (Impressionismus), Picasso (Kubismus) und Max Ernst (Surrealismus), die ich selbst meine "Großen Vorbilder" nenne.
So suchte und entwickelte ich meinen eigenen Stil.

Ohne jede Geste des Spektakulären, verfolge ich einen persönlichen Weg in die Photographie, begebe mich verschiedene Male in Ausbildung, zuletzt im Fotostudio Rother - bei "meinem Photolehrer", dem bekannten Berliner Photographen Stefan Maria Rother. Die Wahl der Motive, die Art und Weise des jeweiligen Arrangements, auch die nachträgliche Bildauswahl resultieren aus der Erfahrung und Kompetenz des Photographen, seinen technischen Möglichkeiten, vor allem aber aus seiner Vorstellung und Intention.

Die manipulative Macht der Bilder einerseits und die Möglichkeiten deren subversiver Nutzung, fordern vom Photographen klare Positionsbestimmungen.

So sind sowohl im Leben als auch in der Kunst Werte gefragt und lebendig zu halten - Werte wie Selbstbestimmung, Unantastbarkeit der menschlichen Würde und nicht zuletzt die Verpflichtung zu gegenseitigem Respekt. Hier scheint auch der Wunsch wesentlich, selbst ein positives Beispiel zu geben. Photographien sind immer auch Mittel zum Zweck. Im besten Fall dienen sie Menschen als Spiegel - zur eigenen Selbst- und Welterkenntnis. Es ist mein Anliegen, gerade in der konkreten Gegenständlichkeit der Bilder allgemeinere Bedeutungen sichtbar werden zu lassen. Dabei sind die analytischen Parameter zur Bewertung von Bildern vielschichtig - rein formal, psychologisch und sozial. An Hand dieser lässt sich die "Bildsprache" erfassen.

Die Arbeiten aus den letzten vier Jahren wirken auf den ersten Blick schlicht und klassisch - das Zusammenspiel der verschiedenen Bildelemente scheint fast zufällig,
jedenfalls ungestellt - zu sehen sind alltägliche Momente, Annäherungen, Begegnungen, Augenblicke und viele Details in verschiedenen Werkgruppen. Jedes einzelne Bild, unter vielen vergleichbaren ausgewählt - musste geplant, vorbereitet, gesehen und mit der richtigen Einstellung, nicht nur der Kamera, geschossen werden. Denn ein gutes Bild verlangt vom Photographen vor allem Hingabe und die unbedingte Absicht, ein wirklich gutes Bild machen zu wollen. Aufwendige Bildnachbearbeitungen
brauchen solche Bilder meist nicht. Wie diese nun wahrgenommen und bewertet werden, entzieht sich dem Künstler.

Ich würde mich freuen, wenn meinen Bildern Anerkennung zu Teil würde - am meisten aber, wenn es ihnen gelingt, den Betrachter zu faszinieren und so in Erinnerung zu bleiben.

Berlin, Januar 07 - Thomas Simon-Weidner